Verkehrte Welt: Medikamente für gerechten Sport

Der Internationale Sportgerichtshof (Cas) hat entschieden, dass Frauen, die einen höheren Testosteronspiegel haben als andere, nicht mehr über 400 oder 800 Meter starten dürfen. Einziger Ausweg: Sie nehmen Medikamente, die das Level auf fünf Nanomol Testosteron pro Liter Blut senken.

Es war eine 2:1 Entscheidung der drei Schiedsrichter, eine Entscheidung zwischen Fairplay und Ethik. Ist es fair, wenn andere Athletinnen, deren Testosteronspiegel niedriger ist, keine Chance haben? Ist es fair wenn man Medikamente schlucken muss, um eine Sportart auszuüben? Würden wir Usain Bolt oder Dafne Schippers zwingen, ihre Beine zu kürzen? Das Urteil des Cas ist diskriminierend – das sagen sie selbst – aber gleichzeitig ein notwendiges Mittel für fairen Sport? Was wäre, wenn du die Person wärst, über deren Geschlecht öffentlich diskutiert wird? Die ZEIT schreibt, der Sport sei noch nicht so weit: „Oder aber der Sport erkennt irgendwann, dass diese Unterscheidung eben so klar nicht möglich und vielleicht auch gar nicht nötig ist.“

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Medikamente schlucken normalerweise die, die ihre Leistung auf illegale und unnatürliche Weise verbessern wollen. Jetzt sollen die Athleten Medikamente schlucken, die von Geburt an ein höheres Testosteronlevel haben, um ihre Leistung zu drücken. Beide Seiten haben ein wichtiges Anliegen. Die einen haben keine Chance gegen die anderen, weil sie physisch einfach nie in der Lage sein werden, so schnell zu laufen. Für sie stellt sich die Frage nach Fairplay. Für die andere Seite stellt sich die Frage nach einem ethischem Umgang mit Fragen nach Geschlecht und der Unversehrtheit des Körpers. Wer sich nicht in eine Schublade zwängen lässt wird diskriminiert und ausgestoßen aus dem System. Sie dürfen nicht mehr starten, außer sie schlucken Tabletten. Soll man also den eigenen Körper manipulieren, um den sportlichen Traum nicht an den Nagel hängen zu müssen? Caster Semenya steht im Zentrum dieser Debatte. Über Jahre hinweg wurde sie zur Zielscheibe. 2015 wurde in diesem Fall noch anders entschieden und sie durfte wieder über 800 Meter starten. Heute scheint aber alles anders zu sein, doch die Grundlage dafür scheint fraglich: „Eine von der IAAF in Auftrag gegebene Studie scheint diesmal den Ausschlag gegeben zu haben. Die gesammelten Daten sollen belegen, dass ein erhöhter Testosteronspiegel einen unfairen Vorteil darstellt. Drei Wissenschaftler halten die Studie jedoch für fragwürdig. Roger Pielke von der University of Colorado Boulder, der als Experte vor Gericht aussagte, sprach von 18 bis 37 Prozent fehlerhafter Daten“ (ZEIT).

Es gibt viele, die sich zu diesem Thema längst eine Meinung gebildet haben. Viele Sportler werden das Urteil des Cas begrüßen. Aber wie wäre es, wenn sie selbst im Zentrum dieser Diskussion stünden? Wenn ihre Intimsphäre zur öffentlichen Debatte gemacht würde? Wären sie dann auch bereit Medikamente zu schlucken oder den Traum einfach aufzugeben?

1 Kommentar

  1. Wozu überhaupt trennen nach Geschlechtern? Wozu Doping Kontrollen? Einfach laufen lassen wer will und der schnellste „Mensch“ bekommt die Urkunde. Es gibt sowieso nie Chancengleichheit bei solchen Dingen was der Veiteag ja auch letztlich schon klar macht.

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